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Im Meer schwimmen. Aufs Meer schauen. Einen Fluß mit den Augen verfolgen. Ein Regenspaziergang. Schließlich der spärlich angelegte Teich im Stadtpark. Und dann die Badewanne. Noch müde, traumbefangen. Die Einsicht in die Notwendigkeit: aufstehen. Und ab in die Fänge des Wasserbettes. A schlägt die Decke zurück, setzt sich vorsichtig auf. Unbereiflich, daß andere Menschen wie aufgezogen aus dem Bett springen und den Tag anpacken. A nähert sich schüchterner, zurückhaltender. Erst die Träume entlassen. Ehe sie das Badewasser einfließen läßt, gibt sie Wasser in die Handschale, taucht das Gesicht ein. Waschlappen: manchen Wörtern sieht man den Gebrauch an. Die Kunst einen Tag zu beginnen. Die Kunst des Anfangs. Dennoch: Das Gesicht eingetaucht, viel zu schnell die übrigen Handgriffe, Öl aus dem Regal, den Badeofen anzünden, Stöpsel in die Wanne, Schraubverschluß abdrehen, in einem Schwung das Öl bemessen, duftende Beigabe, Schaumschlagen und diszipliniert Schraubdeckel zu, Öl zurück ins Regal. Zeit. Zeit bis das Badewasser eingelaufen ist. A will das Warten abschaffen. Nicht das Abwarten, sondern das Warten auf ein Ereignis. Den Augenblick vergessen, Ziele haben. Sind die Ziele erreicht, die Wünsche erfüllt, Gegenwart geworden, sind sie schon vergessen. Die Mißachtung der Wünsche, deren Erfüllung nicht ausgekostet werden darf. Als das Wünschen noch geholfen hat, mußten die Menschen die Fähigkeit besessen haben, sich für die Wünsche Zeit zu nehmen. Stattdessen: die Wünsche aufgesogen von den Handlungen. Die dicken Leiber der Handlungen. A sucht nach Kassetten. Der Recorder läßt die Kassetten leiern, fügt eigene Töne hinzu. Er ist ein Dosenöffner. Daran hat A nichts auszusetzen. Die Illusion in einem Konzertsaal zu sein, empfindet sie als Beleidigung. Eine Beleidigung für die Musiker, eine Beleidigung für die Konzertsäle, eine Beleidigung für die eigene Wohnung. A ist empfindlich geworden. Empfindlich gegen die »als ob« Kultur. Empfindlich gegen Vergleiche. Sie läßt jetzt die Kassetten, singt drei Lieder durcheinander. Das Badewasser färbt sich rot. A holt sich ihr Badewannenbuch, Dadagedichte, die liest sie sich laut vor, findet Neues und sichert sich einen unsinnigen Satz für den Tag. Jeder Tag sollte mit einem unsinnigen Satz begonnen werden, schreibt sie in ihr Notizbuch. |