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Vorstellung einer Stadt

Ihr Zimmer liegt im vierten Stock eines Studentenwohnheims am Rande der Stadt, auf abgegrenztem Gelände. Schnellhochgezogene Halbhochhäuser, nach Nationalitäten geordnet, mit blankgewischten Eingangshallen, jungen Männern in Turnschuhen, Kaffeeautomaten. In den Semesterferien wird an Gäste vermietet, man wohnt so teuer wie in einem billigen Hotel, aber die Wände sind rauhfasern, weder Tapete noch Putzfrau belästigen einem. Abends ähnelt diese Gegend einer beliebigen Vorstadt. Im Umkreis von einigen Kilometern gibt es nichts, außer einem sich müde in den Abend hineinschleppenden Tagescafé, in dem man mit dem Kellner alleine ist und einem überteuerten Speiselokal. Und der Metro zur Stadt.
A läuft ihrem Bild von der Stadt und der Liebe hinterher. Sie raucht, trinkt billigen Wein und diskutiert über Literatur und die Beziehungsprobleme ihres Freundes.
»Warum sind junge Frauen für satte Männer so anziehend?«, fragt A. »Weil sie unwissend und dennoch dazu verdammt sind, von Tag zu Tag klüger zu werden. Du kannst ihren Schmerz erleben und wie sie nicht mehr von ihm lassen können, bis sie ein Jahr älter und für dich zu erfahren sind«, antwortet der Freund.

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Im Schmalztopf des Lebens werden Lilien zu Gänseblümchen.

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