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Geschichte für ein Badewannenbuch Bert kennt eine Frau, die hat nur drei Einstellungen für ihr Gesicht. Diese Sparsamkeit der Mittel begeistert Bert. In ihrer Reduktion ist sie eine Künstlerin, denkt er, verschreibt sich unbeirrt der vielen Möglichkeiten bedingungslos der einmal getroffenen Wahl.
Vom Balkon aus belauert A die Straße. Gegenüber lehnen Mann und Frau. Über der Fensterbrüstung. Sie haben ein Kissen untergeschoben, Gesichter wie ausgezogene Schubladen. Schulkinder lärmen vorbei, an der Hauswand steht: Giovanni liebt Susi. Die Abgase und der Hefegeruch aus der Bäckerei sind noch gleich stark, als die Angestellten kommen: Frauen mit großen Brillen und aufgemalten Mündern. Jemand grüßt Mann und Frau über der Brüstung und beneidet sie um ihr schönes Plätzchen. Ja, wenn man nur auch schon so weit wäre. Wir haben auch schon zwei Kriege erlebt, sagt die Frau und der Jemand macht sich eilig davon.
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